Bedürftige bleiben draußen

Die Mucher Tafel an ihrem letzten Ausgabetag. (Foto: Inga Sprünken)
Leere Regale in den Supermärkten. Foto: Inga Sprünken

Leere Regale in den Supermärkten sind in diesen Tagen traurige Wahrheit. Und auch die Preise haben bei manchen Produkten bereits unmerklich angezogen. In Much war das besonders begehrte Toilettenpapier heute überall ausverkauft. Doch nicht nur auf den Lebensmittelhandel wirkt sich die Corona-Hysterie aus, sondern auch auf gemeinnützige Hilfsorganisationen wie die Tafeln. Die verteilen Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet werden, an Bedürftige. Gleichzeitig verhindern sie damit, dass Lebensmittel, die noch verzehrfähig sind, im Abfall landen. Sie sind die letzten in der langen Lebensmittel-Kette und bekamen die Auswirkungen des Hamsterkäufe teilweise als erstes zu spüren, bevor sie ab dieser Woche endgültig geschlossen sind.

Noch in der vergangenen Woche war Dr. Werner Christmann von der Siegburger Tafel zuversichtlich gewesen: „Wir erhalten die gleiche Menge an Lebensmitteln wie immer“, hatte er gesagt. Die Entscheidung, alle von der SKM betriebenen Tafeln bis auf Weiteres zu schließen, lag demnach nicht an mangelnden Lieferungen. Vielmehr soll dies das Ansteckungsrisiko vermindern, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Lediglich die Bäckereien hätten einen Abholstopp verhängt, da diese Azubis nach Hause geschickt hätten, sagte Christmann, der auch Leiter des Fachdienstes Resozialisierung im Don-Bosco-Haus ist. Die Einrichtung unterscheidet sich von den anderen Tafeln darin, dass sie die gesammelten Lebensmittel nicht abgibt, sondern zur täglichen Ausgabe einer warmen Mahlzeit nutzt. Christmann selbst hielt den Hype um den Corona-Virus für überzogen und „hält weiter die Stellung“, wie er sagte. Denn schließlich gebe es ja noch die Dauerkunden und die Personen in den Resozialisierungsmaßnahmen im Don-Bosco-Haus.

Auch die von der SKM betriebenen Tafeln in Eitorf, Lohmar, Ruppichteroth, Sankt Augustin und Troisdorf bleiben geschlossen. Von der AWO betrieben werden die Hennefer, die Mucher, die Königwinterer und die Bad Honnefer Tafeln. Letztere hatte gestern das letzte Mal auf, wie Petrau Kunau-Goertz bestätigte. „Die Verfügung kam, als wir schon geöffnet hatten“, sagte sie in Bezug auf die Entscheidung der AWO, auch ihre Tafeln ganz zu schließen. „Wir lassen heute aber die Kunden draußen stehen“, erklärte sie den Unterschied zu sonst, als jeder seine Taschen noch drinnen zum Füllen abgeben konnte. In Much war vergangenen Donnerstag der vorerst letzte Ausgabe-Tag. Laut Karin Stöcker habe es bis dahin ebenfalls „normale Lieferungen“ gegeben. Bei den haltbaren Lebensmitteln waren die Helfer an ihre Vorräte gegangen, damit sich die Kunden eindecken konnten. Denn Konserven, Reinigungsmittel und Toilettenpapier erhalten die Mucher von der Kölner Zentralstelle und bevorraten sie in ihrem Lager. (ins)

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Silberreiher erobern den Herrenteich

Die Silberreiher fühlen sich am Herrenteich wohl. (Foto: Inga Sprünken)

Sie gehören zum bekannten Bild in Flussauen, an den Ufern von Seen und auf Wiesen: Graureiher. In jüngster Zeit werden die grauen Kollegen immer häufiger durch leuchtende weiße Tupfer ergänzt. Denn gerne gesellen sich insbesondere in den Wintermonaten Silberreiher zu ihnen. Die großen weißen Vögel wirken exotisch, fast als seien sie aus einem Zoo entkommen. Bis vor wenigen Jahren waren sie noch eine große Sensation. Inzwischen haben größere Populationen den Rhein-Sieg-Kreis als Winterquartier für sich entdeckt. Einen Grund dafür ist, dass die nicht sehr kälteempfindliche Reiherart, die ursprünglich auf Fische und Amphibien spezialisiert war, ihre Speisekarte um Mäuse und wirbellose Kleintiere erweitert hat.

Die Ausbreitung hat zwei Ursachen

„Die Ausbreitung des Silberreihers hat zwei Ursachen: das vorhandene Verbreitungsgebiet ist von der Art besiedelt und der Klimawandel erlaubt eine weitere Ausdehnung“, sagt Achim Baumgartner vom BUND. Wie der Biologe betont, hat dies, anders als bei Neozoen wie Waschbären keine negativen Konsequenzen für die heimische Fauna. Verwechselt werden können die Silberreiher mit den ebenfalls weißen Seidenreihern. Diese in Südeuropa heimische Reiherart ist kleiner und hat einen schwarzen Schnabel, Silberreiher haben einen gelben. Die Exemplare, die man am Herrenteich oder auf den Siegwiesen bei Hennef und Eitorf beobachten kann, kommen teilweise aus Russland und der Ukraine zum Überwintern ins vergleichsweise warme Deutschland. Sollte es kälter werden, wandern sie weiter gen Süden, wozu in diesem Jahr jedoch kein Anlass bestand. Allerdings sind in 2012 laut dem Nabu auch die ersten Brutpaare an der Ostseeküste entdeckt worden.

Silberreiher galten als ausgerottet

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Silberreiher fast ausgerottet. Ihre feinen weißen Schmuckfedern wurden als Hutschmuck verwendet. Gerade noch rechtzeitig wurde die Jagd auf die Vögel eingestellt. Die letzten Brutkolonien wurden unter Schutz gestellt, wie der Nabu informiert. So konnte sich der Bestand gut erholen. Außer auf den Siegwiesen sind die imposanten Vögel derzeit auch auf den Höhen zwischen Much und Neunkirchen anzutreffen. „Besonders beliebte Gebiete sind Weideflächen mit Weidetieren, da diese die Nahrungstiere der Silberreiher aufscheuchen“, sagt Baumgartner. Bei Begegnungen sei es gut, sich den Tieren nicht all zu sehr zu widmen. „Am besten nicht anschauen und einfach vorbei laufen, als hätte man sie nicht wahrgenommen, dann kann man ein Fluchtverhalten der Vögel vermeiden“, so der Biologe. Er appelliert besonders an die Hundehalter, ihre Tiere in Schutzgebieten nicht abseits der erlaubten Wege und ohne Leine laufen zu lassen. (ins)

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