Leere Regale in den Supermärkten sind in diesen Tagen traurige Wahrheit. Und auch die Preise haben bei manchen Produkten bereits unmerklich angezogen. In Much war das besonders begehrte Toilettenpapier heute überall ausverkauft. Doch nicht nur auf den Lebensmittelhandel wirkt sich die Corona-Hysterie aus, sondern auch auf gemeinnützige Hilfsorganisationen wie die Tafeln. Die verteilen Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet werden, an Bedürftige. Gleichzeitig verhindern sie damit, dass Lebensmittel, die noch verzehrfähig sind, im Abfall landen. Sie sind die letzten in der langen Lebensmittel-Kette und bekamen die Auswirkungen des Hamsterkäufe teilweise als erstes zu spüren, bevor sie ab dieser Woche endgültig geschlossen sind.
Noch in der vergangenen Woche war Dr. Werner Christmann von der Siegburger Tafel zuversichtlich gewesen: „Wir erhalten die gleiche Menge an Lebensmitteln wie immer“, hatte er gesagt. Die Entscheidung, alle von der SKM betriebenen Tafeln bis auf Weiteres zu schließen, lag demnach nicht an mangelnden Lieferungen. Vielmehr soll dies das Ansteckungsrisiko vermindern, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Lediglich die Bäckereien hätten einen Abholstopp verhängt, da diese Azubis nach Hause geschickt hätten, sagte Christmann, der auch Leiter des Fachdienstes Resozialisierung im Don-Bosco-Haus ist. Die Einrichtung unterscheidet sich von den anderen Tafeln darin, dass sie die gesammelten Lebensmittel nicht abgibt, sondern zur täglichen Ausgabe einer warmen Mahlzeit nutzt. Christmann selbst hielt den Hype um den Corona-Virus für überzogen und „hält weiter die Stellung“, wie er sagte. Denn schließlich gebe es ja noch die Dauerkunden und die Personen in den Resozialisierungsmaßnahmen im Don-Bosco-Haus.
Auch die von der SKM betriebenen Tafeln in Eitorf, Lohmar, Ruppichteroth, Sankt Augustin und Troisdorf bleiben geschlossen. Von der AWO betrieben werden die Hennefer, die Mucher, die Königwinterer und die Bad Honnefer Tafeln. Letztere hatte gestern das letzte Mal auf, wie Petrau Kunau-Goertz bestätigte. „Die Verfügung kam, als wir schon geöffnet hatten“, sagte sie in Bezug auf die Entscheidung der AWO, auch ihre Tafeln ganz zu schließen. „Wir lassen heute aber die Kunden draußen stehen“, erklärte sie den Unterschied zu sonst, als jeder seine Taschen noch drinnen zum Füllen abgeben konnte. In Much war vergangenen Donnerstag der vorerst letzte Ausgabe-Tag. Laut Karin Stöcker habe es bis dahin ebenfalls „normale Lieferungen“ gegeben. Bei den haltbaren Lebensmitteln waren die Helfer an ihre Vorräte gegangen, damit sich die Kunden eindecken konnten. Denn Konserven, Reinigungsmittel und Toilettenpapier erhalten die Mucher von der Kölner Zentralstelle und bevorraten sie in ihrem Lager. (ins)