Am Dienstag, 20. Februar, um 8 Uhr treffen sich zum zweiten Mal Mucher Unternehmer zu einem Frühstück mit Schülern des Jahrgangs 9 in der Gesamtschule. Bei belegten Brötchen, Kaffee und Kakao sollen zukünftige Azubis und Ausbildungsbetriebe zwanglos miteinander in Kontakt kommen.
Die Initiative, Schule und regionale Wirtschaft zusammenzubringen, kommt vom Vorstandssprecher von Much-Marketing, Andre Schmeis, der das Unternehmerfrühstück in Zusammenarbeit mit Schulleitung und Berufskoordination in diesem Jahr erneut realisiert. Denn nur mit Eigeninitiative kann man dem Fachkräftemangel entgegenwirken. (ins)
Sie liegt in ihrem Bett und starrt an die Decke. Ihre Kraft reicht nicht mehr aus, sich selbstständig aufzurichten, geschweige denn die Toilette aufzusuchen oder zu essen. Wenn die eigene Mutter plötzlich zum Pflegefall wird, ist das eine große Herausforderung. Man steht vor der Frage, sie ins Heim oder ins Hospiz zu geben oder aber Zuhause zu pflegen. Seniorenheime gibt es viele, doch die Plätze sind dort rar gesät – ebenso wie im Hospiz (es gibt Wartelisten) und zudem möchten viele Senioren ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen. Und da kommen die ambulanten Pflegedienste ins Spiel.
Weil es in Deutschland immer mehr pflegebedürftige Menschen, aber immer weniger Pflegekräfte gibt, empfiehlt die Bundesagentur für Arbeit vielen Arbeitslosen eine einjährige Umschulung zur Staatlich Anerkannten Pflege-Helferin. Doch anders, als man denkt, kann man damit – zumindest im ambulanten Pflegedienst – relativ wenig anfangen. „Die Pflege-Helferin darf nach ihrer einjährigen Ausbildung nicht mehr, als einer, der gar keine Ausbildung hat“, beklagt Günter Noa die strengen Vorschriften der Krankenkassenverbände. Die sind seiner Ansicht nach mitverantwortlich für den Pflegekräftemangel.
Der Mucher hat vor genau einem Jahr einen privaten Pflegedienst gegründet und kann sich vor Anfragen kaum noch retten. Doch mehr, als die aktuellen 20 Klienten kann er mit seinen derzeit sieben Beschäftigten nicht betreuen. Nach der einjährigen Ausbildung dürfen die Pflegerinnen nämlich laut Noa die Klienten zwar waschen, anziehen und ihnen Essen reichen, beim Anti-Thrombose-Strümpfe anziehen hört ihre rechtliche Kompetenz aber schon auf. In der stationären Pflege, wo die Mitarbeiter nicht allein mit den Patienten sind, sind die Vorgaben nicht so streng. Eine vollständige ambulante Pflege dürfen nur Pflegekräfte mit einer dreijährigen Ausbildung übernehmen. „Davon gibt es einfach nicht genug“, erzählt Noa mit Blick auf seine diversen Zeitungsanzeigen, auf die er nicht eine einzige Bewerbung erhielt.
Noa spürt nach eigener Aussage derzeit auch den starken Druck, der dadurch ausgelöst wurde, dass der Caritas-Verband Rhein-Sieg in Much vier Kündigungen von Pflegeverträgen ausgesprochen hat. Dörte Staub, die Pressesprecherin des Verbandes, bestätigt dies, sagt jedoch, dass es sich dabei um „begründete Einzelfälle“ gehandelt habe. Diese hätten nichts mit einem „Pflegenotstand“ zu tun, allerdings könne der Kundenstamm aller Caritas-Pflegestationen deutlich ausgebaut werden, wenn mehr Personal zur Verfügung stünde. Gut ausgebildete Pflegekräfte seien rar. „Um eine qualifizierte Pflege gewährleisten zu können, müssen wir deshalb die Zahl der Patientinnen und Patienten der jeweiligen Teamgröße anpassen“, erklärt Staudt. Dies beträfe nicht nur Much, sondern alle neun ambulanten Caritas-Pflege-Einrichtungen im Rhein-Sieg-Kreis.In Much arbeiten sieben examinierte Altenpflege-Kräfte und drei Pflegehelferinnen, dazu drei Alltagsbegleiterinnen. Auch die Stelle der Pflegedienstleiterin ist derzeit nur mit einer Interims-Stelle besetzt. „Wir erleben in allen Regionen des Rhein-Sieg-Kreises, dass wir mehr Anfragen haben als wir leisten können“, so der Vorstand des Caritasverbands Harald Klippel.
Die DRK-Pflegedienste Rhein-Sieg/Rhein-Berg gGmbH, die die nächste Pflegestation in Neunkirchen-Seelscheid betreibt, hat sich daher etwas einfallen lassen. Neben eigenen Ausbildungen, die auch die Caritas durchführt, beschäftigt das Rote Kreuz seit 2013 Mitarbeiter aus dem EU-Ausland. Dabei unterstützt sie die jungen Leute bei der Wohnungssuche, beim Deutschunterricht und bei der Anerkennung, allerdings vergehen dabei oft viele Monate, wie Geschäftsführer Reinhold Feistl beklagt. „Hilfreich wäre es, wenn die Anerkennungsverfahren entbürokratisiert werden könnten, so dass neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schneller in den Sozialstationen eingesetzt werden könnten“, sagt er.
Alle Organisationen leiden zudem am schlechten Ruf des Berufs. „Wir kennen keine Sonn- und Feiertage und haben Arbeitszeiten von morgens um sechs bis abends um neun“, sagt Noa. Allerdings verteilt sich das wie in jedem anderen Job auf eine 39-Stunden-Woche. Und manch einer schätzt auch die Vorzüge der ambulanten Pflege. „Es ist so ein schöner Beruf. Ich bin extra aus der Krankenpflege weg, weil man die Menschen dort nie kennen gelernt hat. In der Altenpflege kann man Menschen manchmal über viele Jahre hinweg begleiten“, sagt Caritas-Praxisleiterin Tina Kolbenberg.
Es ist ein Vormittag im August, die Sonne knallt vom Himmel. Ein Hundehalter geht mit seinen beiden Tieren auf einem Höhenrücken bei Seelscheid spazieren. „Von weitem sah ich etwas Weißes in der Mitte des Weges“, erzählt der Spaziergänger, der beim Näherkommen einen kleinen Katzenkopf erkennt. Schnell ruft er seine Hunde herbei, um sie an die Leine zu legen und mit ihnen aufs Feld auszuweichen. Von dort aus sieht er zwei Katzenwelpen, die sich an eine Grasnarbe kauern. „Ich habe meine Frau angerufen, damit sie mit dem Auto kommt, um die Hunde darin zu verstauen und eine Transportkiste mitzubringen“, erzählt der Unternehmer aus Seelscheid. Nachdem die Hunde im Auto sind, nähert sich das Ehepaar vorsichtig den Kätzchen. Eins nimmt Reißaus ins Feld und muss wieder eingefangen werden, während das andere lethargisch liegen bleibt.
„Für mich war dies offensichtlich eine Notsituation“, erzählt der Finder, der weit und breit kein Muttertier entdeckt. Schließlich landen beide Kätzchen im Transportkorb. „Da hier viele Hunde langlaufen, wollte ich sie auf keinen Fall hier lassen“, sagt er. Seine Sekretärin, eine Katzenliebhaberin, bittet er um Hilfe, da der Tierschutzverein Rhein-Sieg und der inzwischen für die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid zuständige Tierschutzverein THEA aus Morsbach die Übernahme der Tiere ablehnt. „So wie mir der Fall geschildert wurde, war ich der Auffassung, dass die Katzen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von ihrem Muttertier dort abgelegt worden waren. Der Finder muss in diesem Fall selbst entscheiden, was er tun möchte. Die Auffindung bedarf jeweils einer Interpretation“, erklärt Wilhelm Muth, Vorsitzender von THEA, dazu.
Mit diesem Verein hat Neunkirchen-Seelscheid, ebenso wie Much und Windeck, 2013 einen sogenannten „Fund- und Gefahrtiervertrag“ vereinbart, der besagt, dass Fundtiere übernommen werden müssen. Doch was ein solches ist, darüber scheiden sich die Geister. Bevor THEA sich um die Kooperation mit den Gemeinden bewarb, hat der Tierschutzverein Rhein-Sieg für alle Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis diese kommunale Pflichtaufgabe übernommen und alle aufgefundenen Tiere, auch Katzen, im Tierheim Troisdorf untergebracht. Wie Karin Stöcker vom Presseamt Neunkirchen-Seelscheid mitteilt, vertritt THEA jedoch die Auffassung, dass „Katzen nur dann als Fundtiere gelten, wenn sie durch Krankheit oder Verletzung nachweislich nicht mehr an den von ihnen gewünschten Ort zurück gelangen können“ – ein Grund, warum andere Gemeinden wie etwa Eitorf trotz geringerer Kosten nicht zu dem Morsbacher Tierschutzverein gewechselt sind.
Rüdiger Kulartz, Pressesprecher der Gemeinde Much, benennt – wie seine Neunkirchen-Seelscheider Kollegin – Kostengründe für den Wechsel zu THEA und äußert sich zufrieden mit dessen Leistungen. Allerdings gesteht er ein, dass es „immer wieder Unverständnis der Bürger gibt, dass Katzen keine Fundtiere sind und daher nicht von THEA aufgenommen werden“. Hinzu kommt, dass der Verein kein eigenes Tierheim mit Quarantänestation unterhält. Laut Dr. Christian Dickschen, Kreisdezernent des für THEA zuständigen Oberbergischen Kreises, fehlt ihm überdies dieErlaubnis dafür. „Die Tiere werden in privaten Pflegestellen untergebracht“, erklärt Muth dazu.
Die fünf Wochen alten Katzenwelpen landen schließlich bei Nicole Schaub in Wahlscheid. Sie betreibt dort eine von vier Großpflegestellen des Kölner Vereins Straßenkatzen. Die Sekretärin des Finders hat sie kontaktiert, nachdem den Kätzchen in der Tierarztpraxis René Mohs Much wenig Überlebenschancen eingeräumt worden waren. Sie waren stark dehydriert, voller Flöhe und hatten entzündete Augen. Schaub, die fest davon überzeugt ist, dass die Tiere an Menschen gewöhnt sind und nicht von ihrer Mutter ungeschützt auf dem Feldweg abgelegt wurden, päppelt die zwei Katzenmädchen seither wieder auf. „Ihnen geht es schon wieder gut“, sagt sie.
Überall sieht man sie flitzen, die Eichhörnchen sind derzeit arg beschäftigt. Gilt es doch, nun einen Vorrat für den Winter anzulegen. Emsig turnen die kleinen Baumakrobaten die Nussbäume rauf und runter. Ihre Hinterpfoten mit den langen Krallen drehen sie nach außen und unten, um einen sicheren Halt zu haben. Wenn sie von Baum zu Baum springen, überwinden sie mühelos fünf Meter.
Den Winter verbringen sie schließlich in ihrem „Kobel“ genannten Nest, das sie in Astkabeln in etwa sechs Meter Höhe anlegen. Es wird mit Moos und Blättern gepolstert und bietet einen guten Kälteschutz. Gerne wohnen Eichhörnchen aber auch zur Miete und beziehen kurzerhand eine von Menschen aufgehängte Nisthöhle für Eulen. Den Winter verschlafen sie nicht komplett, sondern verlassen zwischendurch ihr Nest zum Fressen – nur manchmal finden sie die versteckten Vorräte nicht und es erwächst ein neuer Baum daraus. (ins)
Genüsslich kaut Whisky auf seinem Gras herum. Ab und an steckt er seinen dicken Kopf über den Weidezaun und lässt sich streicheln. Der riesige Highland-Bulle ist sehr zutraulich. Ein paar Meter weiter watschelt eine Kanada-Gans-Familie über den gepflegten Rasen und eine Nilgans kommt auf Zuruf herbei. Am Weiher lauert der Fischreiher auf fette Beute. Die schwimmt in Form von Karpfen, Barschen und Schleien zu Unmengen in natürlichen Gewässern – eine Szenerie wie aus einem Wildtiergehege. Aber nicht in einem solchen spielt sich das ab, sondern auf dem Mucher Golfplatz.
“Viele Tiere fühlen sich auf dem naturbelassenen Gelände sehr wohl. Wenigen, intensiv gepflegten Flächen stehen große Flächen gegenüber, die wenig oder gar nicht gepflegt werden“, erzählt Günter Widl. Der Geschäftsführer des Golfclubs Burg Overbach ist selbst ganz fasziniert von den Naturbegegnungen auf dem rund 80 Hektar großen Areal, auf dem sich Wald- und Wiesenflächen, Blumen- und Obstwiesen mit Siefen und natürlichen Teichen abwechseln. Auf den „Grün“ genannten Spielbahnen tummeln sich an sieben Tagen in der Woche die Golf-Spieler. So haben sich die Wildtiere an diesen Anblick gewöhnt und lassen sich davon nicht stören. Regelmäßig kommen Rehe mit ihren Kitzen zum äsen, Feldhasen flitzen umher und Füchse ziehen ihre Jungen in den Randbereichen groß. „Ich habe beobachtet, wie zwei Fuchs-Welpen mit einem Golfball gespielt haben“, erzählt Widl begeistert.
Dagegen sind die jährlich brütenden Kanada- und Nilgänse, die teilweise sehr zutraulich sind und Freundschaften mit einigen Golfern geschlossen haben, schon fast normal. Ebenso Enten, Reiher und Spechte sind Stammgäste auf dem Platz, wo auch drei Brutpaare des Roten Milans leben. Neben Bussarden und Eulen fühlen sich zudem verschiedene Fledermausarten hier wohl. Viele von ihnen leben in den Obergeschossen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Burg Overbach. Denn der Golfclub, der die Burg im Jahr 1984 erwarb, nutzt nur die unteren Geschosse als Geschäftsräume, während oben Raum für Natur pur ist. Im Burggraben und den Wasserhindernissen tummeln sich neben verschiedenen Fischen auch Molche, Frösche und Kröten. Auf diese Beute lauern die ebenfalls dort lebenden Ringelnattern, während auch die Kreuzotter schon in den Waldrandbereichen gesichtet wurde.
„Selbst der Eisvogel brütet hier“, erzählt Widl, verrät aber den genauen Standort der Bruthöhlen nicht. Mit den Kolkraben und Krähen machen die Golfer besondere Erfahrungen. „Es gibt immer wieder Jahre, in denen Krähen sich sehr für Golfbälle interessieren und sich so manchen Ball von der Spielbahn klauen und das auch schon mal unmittelbar vor der Nase des Golfspielers“, berichtet der Naturfan. Die Golfer nähmen es gelassen, sie freuten sich über den Wildbestand, so Widl. Und sie kaufen gerne den Honig, der von den zehn Bienenvölkern auf dem Platz stammt. Allerdings gibt es auch weniger gern gesehene Tiere auf dem „Grün“: Wildschweine verwüsten immer mal wieder bestimmte Bereiche.
Sie lassen sich auch vom Hundegeruch nicht abschrecken. Denn seit vergangenem Jahr sind diese erlaubt. „Hundebesitzer haben immer wieder danach gefragt, ob sie ihre Tiere mitbringen dürfen, aber die Meinungen, ob wir dies zulassen sollten, gingen lange Zeit weit auseinander“, erzählt der Geschäftsführer. Die Nicht-Hundebesitzer unter den 650 Mitgliedern befürchteten Verschmutzungen und Belästigungen und sorgten sich um die Wildtiere. Nach einem Probelauf in 2014 mit einem Hundetag in der Woche sind Hunde nun an sieben Tagen erlaubt und am 9. September findet der erste Vier-Pfoten-Cup statt, an dem Golfer mit und ohne Hund teilnehmen können. Und was eigene Tier angeht, so plant der Golfclub die Anschaffung von Highland-Rindern – die jetzigen seien nur „geliehen“, so Widl, der sich besonders über die im Juli erhaltene Zertifizierung in Bronze „Golf & Natur“ freut. Die vergibt der Golfverband für besonders naturnahe Plätze. (ins)